Himmelfahrt – ist das ein kirchliches Fest, mit dem wir uns schwer tun?
Ostern, das ist uns klar und vertraut, hier haben wir eine enge Abfolge von Festen: über Gründonnerstag und Karfreitag hin zu dem Fest des Neubeginns des Lebens. Aber Himmelfahrt?
Und dann ist da ja noch so ein Konkurrenzunternehmen, der Vatertag. Und das, obwohl die Männer keine so rühmliche Rolle gespielt haben zwischen Karfreitag und Pfingsten.
Die Bibel erzählt uns an verschiedenen Stellen über die Himmelfahrt Jesu, mehrfach in den Evangelien, dazu in der
Apostelgeschichte. Und auch Paulus erklärt im Epheserbrief Kapitel 1,20b-23, dass Gott Jesus Christus „eingesetzt hat zu seiner Rechten im Himmel, über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft“.
Eingehender und anschaulicher hören wir von der Himmelfahrt bei Markus und Lukas. Betrachten wir diese Stellen:
a) Markus 16,15-20: „Als der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er empor gehoben gen Himmel.“
Es klingt wie ein Abschied. Vielleicht kennen wir das: gute Freunde, die man selten besucht, die vielleicht entfernt wohnen, man verbringt eine erfüllte Zeit miteinander, und dann: der Abschied – bis wann? Wie lange dauert es bis zum Wiedersehen? Stärker noch: Der Tod eines geliebten Menschen, die vielleicht jähe Beendigung einer gelebten Beziehung, und dann ist der geliebte Mensch nicht mehr da.
Ich denke, dass wir als Christen gut dran sind, dass wir zu glauben vermögen, dass diese Trennung nicht endgültig ist, aber in dem Moment des Todes spüren wir, dass dieser Mensch jetzt erst einmal von uns genommen ist und wir damit leben müssen.
b) Lukas 24,50-53: „Er führte die Jünger hinaus… er segnete sie… er entschwand ihnen… sie kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück…“
Wie anders fällt doch der Abschied Jesu bei Lukas aus:
Nicht jäh! – Er führte sie.
Nicht um zu trennen! – Er segnete sie.
Nicht um sie traurig zu stimmen! –
Sie kehrten mit großer Freude zurück.
Segen empfangen heißt: Gott selber ist am Werk! Segen beruht immer auf Gottes freiem Entschluss! Niemals hat ein Mensch ihn sich verdienen können. Es ist immer Gottes freie Gnade. Das haben die Jünger gespürt. Sie werden von Jesus erfüllt in dieser Abschiedssituation.
c) Apostelgeschichte 2,4: „Sie wurden erfüllt vom Heiligen Geist und fingen an zu predigen.“ Das ist natürlich eine Vorwegnahme von Pfingsten, aber in der augenblicklichen Situation geschah dies: „Sie warfen sich nieder in Anbetung.“ (Lukas 24,52) „Sie verharrten einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen.“ (Apostelgeschichte 1,14) Wenn das nicht eine Frucht des Segens ist: Kraft zum Beten und Einmütigkeit unter den Jüngern, so verschieden wie sie waren!
d) Apostelgeschichte 1,10-12: „Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, da standen zwei in weißen Gewändern, die sagten: … er wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt fahren sehen gen Himmel.“ Sehnsüchtig standen die Jünger da – mit Tränen in den Augen? Das wäre menschlich! Sie hatten so viel mit Jesus erlebt, sie blickten zurück auf die gemeinsame Zeit mit ihm, in der sie Nähe und Halt bei ihm gefunden hatten.
Aber: Ihre Sehnsucht wird von den Engeln sanft korrigiert und nach vorn gewendet. So war es auch schon beim Grab Jesu („Er ist nicht hier.“) und bei der Auferstehung („Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“). Stark ist also der Trost, sehnsuchtsvoll die Erwartung im Neuen Testament!
Ich wünsche Ihnen gesegnete Feiertage und eine gute Sommerzeit.
Ihr Eberhard Neuser

Frauen am Grabe Christi und Himmelfahrt des Herrn Elfenbein um 400 n. Chr
Eine der ältesten Darstellungen der Himmelfahrt_Reidersche_Tafel