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Samuel Ditzinger – Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst

Bekanntlich gehört zu Detmold die Hochschule für Musik, an der auch das Fach Kirchenmusik studiert werden kann. Das bringt es mit sich, dass wir in unseren Gemeinden immer wieder junge Menschen kennenlernen dürfen, die an unseren Orgeln üben, in Gottesdiensten Vertretungsdienste übernehmen, unsere Orgelkonzerte besuchen oder auch selbst fantastische Konzerte spielen. So habe ich im letzten Jahr beim Orgelfrühling Samuel Ditzinger kennengelernt und bin ihm seitdem immer mal wieder begegnet. Im Gespräch mit ihm konnte ich manches darüber erfahren, was einen jungen Kirchenmusiker heute motiviert, und auch, wie es ihm gelingt, sein Studium praktisch zu organisieren.

Lieber Samuel Ditzinger,

wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Sie sich für ein Studium der Kirchenmusik entschieden haben?

Die Kirchenmusik begleitet mein Leben seit ich als kleiner Junge im Kinderchor gesungen habe. Schon damals hat es mich immer beeindruckt, in einer Kirche zu musizieren. Ich habe dort sicherlich auch meine Begeisterung für die Orgel entwickelt. Nachdem ich bereits einige Jahre Klavierunterricht hatte, habe ich aus eigenem Antrieb zusätzlich Orgelunterricht besucht. So kam ich als Jugendlicher zu meinen ersten Vertretungsdiensten als Organist. Eine hauptamtliche Tätigkeit als Kirchenmusiker konnte ich mir damals aber nicht vorstellen. In der Schulzeit hatte ich meine Stärken nämlich vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern. Ich dachte lange, dass es mich später in diese Richtung verschlagen würde. So begann ich Chemie zu studieren, was mich aber nicht erfüllte. Also besann ich mich auf das, was mich schon immer begleitet und mir die größte Freude bereitet hat: Musik zu machen. Als Konsequenz daraus meldete ich mich für die Eignungsprüfung für Kirchenmusik in Detmold an.

Portrait Samuel Ditzinger vor Orgel
Samule Ditzinger

Warum haben Sie sich eigentlich für Detmold als Studienort entschieden? Oder war das eher Zufall, dass Sie hier gelandet sind?

Es war großer Zufall, denn meinen ersten Kontakt nach Detmold hatte ich ausgerechnet in Zeiten der schärfsten Pandemiemaßnahmen bei einem Online-Seminar für nebenamtliche Kirchenmusiker. Zuvor wusste ich nicht einmal, wo Detmold liegt. Nachdem ich aber das erste Mal hier zu Besuch war, stand meine Entscheidung schnell fest. Die Stadt besticht

mich auch heute noch mit ihrer Schönheit, ihrer Ruhe und der Nähe zur Natur.

Haben Sie im Studium ein Lieblingsfach? Oder vielleicht einen besonderen Schwerpunkt?

Von Lieblingsfach würde ich nicht sprechen, denn ich mache nahezu alles in meinem Studium mit großer Begeisterung. Gerade die Vielfältigkeit ist für mich das Reizvolle am Kirchenmusikstudium. Einen Schwerpunkt habe ich aber dennoch. Ich bin zunächst mit dem Fokus auf Tastenmusik in dieses Studium gegangen. Nach den ersten Semestern habe ich allerdings gelernt, dass Chorleitung und Gesang nicht nur gleichberechtigte Teile des Kirchenmusikschaffens sind, sondern dass diese Fächer auch große Faszination und Ehrgeiz in mir wecken, vermutlich, weil ich da noch viel dazuzulernen habe. Die Chorleitung birgt zudem das Potential in sich, mit vielen anderen Musikern zusammenzuarbeiten, und das bereitet mir große Freude.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren und worin sehen Sie die besondere Aufgabe von Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern in der kommenden Zeit?

Meine Traumstelle wäre eine Kirchengemeinde mit vielen musizierfreudigen Menschen, verschiedenen Chören, mit einer guten Kinder- und Jugendförderung, einer schönen Orgel, mit Kooperationsmöglichkeiten zu anderen musikalischen Institutionen und einem Publikum, welches gerne zu Konzerten kommt. Aber ich weiß: Solch eine Stelle wird einem im Normalfall nicht einfach bei Amtsantritt übergeben. Wir Kirchenmusikschaffenden müssen dafür aktiv sorgen. Meine Aufgabe als Kirchenmusiker sehe ich darin, mit Elan und Begeisterungswillen so zu arbeiten und zu wirken, dass eine Kirchengemeinde sich diesem Idealbild annähern kann. Ich denke, dass dies auch in Zeiten von zunehmender gesellschaftlicher Skepsis gegenüber kirchlichen Institutionen eine lösbare Aufgabe ist, denn Musik hat die Kraft, die Menschen zu begeistern. Sie ihnen nahezubringen, ist mein Beruf.

Als Student werden Sie vom Evangelischen Studienwerk Villigst unterstützt. Können Sie uns berichten, was es damit auf sich hat?

Das Evangelische Studienwerk Villigst ist eines der 13 Begabtenförderungswerke Deutschlands, es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zusätzlich ermöglichen Spenden das vielfältige Bildungsangebot. Das Werk fördert Studierende, Promovierende und seit letztem Jahr auch Auszubildende bei ihrem Werdegang. Die finanzielle Zuwendung orientiert sich am BAföG, muss als Stipendium aber nicht zurückgezahlt werden.

Wieso haben Sie sich gerade bei Villigst um ein Stipendium beworben?

Man könnte sagen, als protestantischer Kirchenmusikstudent sei es wohl logisch, sich beim Evangelischen Studienwerk zu bewerben, aber dieser Aspekt war für mich wenig ausschlaggebend. Mich hat am meisten überzeugt, dass Villigst ein sehr tolerantes Werk ohne starre Leistungsorientierung ist. Für eine Aufnahme in Villigst spielt es nicht primär eine Rolle, dass man in der Schule immer die besten Noten hatte. Voraussetzungen für die Aufnahme sind vielmehr ein gutes Reflexionsvermögen und der Wille, sich gesellschaftlich zu engagieren. Man muss auch nicht unbedingt der evangelischen Kirche angehören – ganz bewusst werden Menschen aller Religionen, Glaubensrichtungen und mit den unterschiedlichsten Überzeugungen aufgenommen, denn von dem Austausch dieser vielfältigen Standpunkte profitieren alle Beteiligten. Viele der anderen Studienwerke schließen eine Förderung aus, wenn man – wie ich – eine „falsche“ Studienwahl getroffen hat und diese später revidiert. Bei Villigst hatte ich immer das Gefühl, dass dieser „Knick“ im Lebenslauf keine Rolle spielt, sondern vielmehr darauf geschaut wird, welche Schlüsse und Lehren ich aus dieser Entscheidung ziehen konnte. Diese Toleranz und die Orientierung an den Menschen, nicht an deren Leistungen, ist die klare Stärke von Villigst.

Die Bewerbung um ein Stipendium kann ja ein anstrengender Prozess sein. Hat sich der Aufwand für Sie denn gelohnt? 

Ja, auf jeden Fall. Die Förderung durch Villigst geht weit über die finanzielle Zuwendung hinaus. Sie reicht von individuellen Beratungs- und Förderangeboten über fachliche Fortbildungen und Kurse bis hin zu geselligen Treffen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das Auswahlverfahren war natürlich nicht geschenkt, aber ich finde, es kostet vor allem die Überwindung, sich intensiv mit seiner eigenen Motivation und seinen Zielen auseinanderzusetzen. Meine Angst vor unangenehmen Auswahlgesprächen oder einer Art Prüfungsstress war völlig unbegründet. Ich kann deshalb nur dazu ermutigen, sich mit diesem Förderungsangebot zu beschäftigen.

Im Mai können wir Sie in einer Orgelvesper an der Oestreich-Orgel der Detmolder Erlöserkirche am Markt erleben. Was wird das Besondere an Ihrem Programm sein?

In diesem Konzert werde ich Werke unter anderem von Buxtehude, Weckmann und Mendelssohn präsentieren. Auch ein Ausschnitt der Triosonate V von Johann Sebastian Bach wird erklingen. Die Triosonaten von Bach sind Werke, in denen eine der wichtigsten barocken Kammermusikgattungen, das Musizieren von zwei gleichwertigen Oberstimmen begleitet von einer Bassstimme, auf die Orgel übertragen wird. Ich habe versucht, ein Programm zu erstellen, welches einerseits die Stärken dieser spätbarocken Orgel hervorhebt und andererseits zur Jahreszeit passt. Zu einem schönen Frühsommerabend Ende Mai passen heitere, freudige Stücke einfach besser als schwermütige. Leider bringen viele Menschen mit Orgelkonzerten eher Letzteres in Verbindung. An diesem Abend können sie sich davon überzeugen, dass die Orgel auch anders kann. Ob es etwas Besonderes war, sollen sie dann selbst entscheiden.

Zum Orgelkonzert mit Samuel Ditzinger im Rahmen der neuen Reihe „Orgelvespern am Markt“ lädt unsere Schwestergemeinde am Sonntag, 25. Mai 2025, um 17:00 Uhr in die Erlöserkirche Markt ein.  

Wenn Sie selbst sich für die Studien- oder Ausbildungsförderung des Evangelischen Studienwerkes interessieren oder jemanden kennen, den das Angebot betreffen könnte, finden Sie weiterführende Informationen aller Art auf der Homepage www.evstudienwerk.de oder über die Social-Media-Kanäle (Instagram: @evstudienwerk; Facebook:@EvangelischesStudienwerkVilligst).

Mit Samuel Ditzinger sprach 

Frank Erichsmeier

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