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Erfurt – ein Blick auf die jüdische Geschichte der Stadt

Aufmerksam bin ich auf Erfurt schon länger geworden. Die Berichterstattung in den Medien über die Aufnahme der Alten Synagoge, der Mikwe und des Steinernen Hauses in die Liste des Unesco-Welterbes im September 2023 hat uns dann im September 2024 zu einem Besuch veranlasst.

Eine Führung durch die Stadt schien uns ratsam zu sein.

In Erfurt wird eine 90-minütige Rundfahrt mit der Straßenbahn angeboten. Das schien mir doch sehr verlockend. Allein schon einmal wieder so lange in einer Straßenbahn zu fahren war für mich ein besonderes Erlebnis, das ich lange nicht mehr hatte. Die sehr anschauliche Führung übernahm ein Herr von der Touristik. Er machte uns auf viele Besonderheiten dieser schönen Stadt aufmerksam, gesehen aus einer besonderen Perspektive. Die jüdische Geschichte fand bei der Rundfahrt große Beachtung. So entschieden wir uns nach der sehr gelungenen City-Tour für eine Besichtigung der Alten Synagoge mit der Ausstellung des Erfurter Schatzes. Dieser ist nach langjähriger Sanierung seit dem 27.10.2009 dauerhaft im Kellergewölbe der Alten Synagoge ausgestellt.

Die Alte Synagoge ist mit Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa.

Die ältesten Mauerteile der Alten Synagoge stammen aus dem späten 11. Jahrhundert. Um 1270 entstand ein repräsentativer Neubau der Synagoge. 1349 wurde sie in Folge des verheerenden Pogroms schwer beschädigt und ging in den Besitz der Stadt Erfurt über. Es erfolgte eine Nutzung als Lagerraum in den folgenden 500 Jahren in kaum veränderter Form.

Ab dem späten 19. Jahrhundert wurde die ehemalige Synagoge gastronomisch genutzt. Im Obergeschoss entstand ein Tanzsaal, dessen prächtige Ausstattung heute noch zum Teil erhalten ist. Das Gebäude wurde bis zur Sanierung ab den späten 1980er Jahren gastronomisch genutzt. Ein alter Ventilator neben dem Eingangsbereich gilt als Beweis für diese Verwendung des Gebäudes. Bis zur endgültigen Sanierung dienten eine Kegelbahn im Keller, sowie Gasträume und Küche im Erdgeschoss der Verwendung als Gasthaus.

Durch zahlreiche Umgestaltungen war die Synagoge kaum noch erkennbar. So wurde das ursprüngliche Aussehen stark verändert, auch durch Beschädigungen. Das war aber wohl die Rettung des Gebäudes, da während des Nationalsozialismus die Bedeutung als Synagoge nicht erkannt wurde. Erst in den späten 1980er Jahren wurde mit der Aufarbeitung der Geschichte des Gebäudes begonnen.          

Ab 1992 fanden Bauuntersuchungen statt. Diese ergaben, dass die Alte Synagoge weitestgehend zu erhalten und von baulicher Qualität ist. 1998 konnte die Synagoge von der Stadt Erfurt gekauft werden. Diese besondere Geschichte der Alten Synagoge verlangte nach einer speziellen Sanierung, die auch erfolgte.

Überlegungen zu der künftigen Nutzung dieser Einrichtung wurden umgesetzt: ein Museum zur Kultur und Geschichte der jüdischen Gemeinde Erfurts im Mittelalter.

Die Eröffnung erfolgte 2009.

Kurz davor im Jahr 1998 waren archäologische Bodenuntersuchungen in der Erfurter Altstadt erfolgt. Durch Zufall stießen Bauarbeiter bei Grabungen in der Nähe der Alten Synagoge in einem alten Kellergemäuer auf eine unter dem Mauerwerk klemmende Silberschale. Einem Arbeiter war aus Versehen die Baggerschaufel runtergerutscht und auf den Boden gekracht, wie unser Stadtführer anschaulich auf der Tour in der Straßenbahn zu berichten wusste.

Nachforschungen haben ergeben, dass ein wohlhabender jüdischer Bankkaufmann seine Wertsachen während einer Judenverfolgung im Jahre 1349 aus Angst vor Raub und Plünderungen dort versteckt hatte.

Der Erfurter Schatz weist ein Gewicht von ca. 30 Kilogramm auf: Silbermünzen, Silberbarren Silbergeschirr, gotische Gold- und Silberschmiedekunst, Broschen und Ringe aus Gold und Silber. Den zahlenmäßig größten Anteil machen Gürtelteile und Gewandbesätze aus.

Das Prunkstück des Schatzes ist der äußerst filigran und kunstvoll gearbeitete goldene Hochzeitsring, in den in hebräischer Sprache die Worte Masel tov (viel Glück) eingraviert sind.

Dieser Erfurter Schatz wird im Gewölbekeller der alten Synagoge ausgestellt und ist in Umfang und Zusammensetzung einzigartig. Vielleicht führt Sie ja auch einmal der Weg in diese besonders schöne Stadt Erfurt. Nehmen Sie sich Zeit für die vielen besonderen Orte, ich wünsche Ihnen viel Freude bei den Entdeckungen.

Almut Bannenberg

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