In der Apostelgeschichte 17, 27-28 heißt es: „Fürwahr, Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir…“
…und die Paramentenwerkstatt Ratzeburg webt erneut für unsere Martin-Luther-Kirche!
Bereits vor zwei Jahren wurde in dieser Werkstatt ein grünes Parament bzw. Antependium für den Altar hergestellt. Unsere Altartücher sind teilweise nach Jahrzehnten des Gebrauchs in die Jahre gekommen, Textilien dieser Art zerschleißen naturgemäß aufgrund von Umweltbedingungen, eine Restauration ist nicht immer möglich.
Dank der finanziellen Zuwendung durch die Erbschaft eines verstorbenen Gemeindemitgliedes hat sich der Kirchenvorstand in der glücklichen Lage im Frühsommer gesehen, erneut die Kunsthandwerkerinnen im Norden zu beauftragen, diesmal mit der Anfertigung eines lilafarbenen Antependiums.
Antependien richten sich traditionell in der Farbgebung nach den liturgischen Farben des Kirchenjahres. Ein Kirchenjahr, eingeteilt in kirchliche Festlichkeiten und christlichen Alltag, orientiert sich an der Lebens- und Leidensgeschichte Christi. Die den Altarraum schmückenden Antependien – in unterschiedlicher farbiger Gestaltung und beim Betreten des Kirchraumes bereits von weitem erkennbar – dienen Kirchenbesuchern und Gläubigen dem Wiedererkennen und der zeitlichen Verortung im Kirchenjahr.
Als liturgische Farbe ist Violett die Farbe der Stille und Besinnung, des Übergangs und der Verwandlung, die auf die immer wieder zu erneuernde Ausrichtung auf Gott hinweisen will. Es ist die Farbe der Fastenzeiten im Advent und vor Ostern sowie am Buß-und Bettag.
Der Kirchenvorstand hat gemeinsam mit der Künstlerin Katrin Niemeier in einer Zusammenkunft vor Ort überlegt und entschieden, das Altartuch als einen Behang anfertigen zu lassen, durch den mittig vermeintlich ein großer Riss verläuft. Eingebettet in eine Vielzahl von Lila-, Rot- und Blautönen, die ein teilweise expressiv-dramatisches Schattenspiel entwickeln, verläuft der Riss von oben nach unten, dahinter kommt eine lichtweiße Fläche zum Vorschein…
Im Matthäus-Evangelium 27, 51 wird in der Karfreitagsliturgie angesichts des Todes Jesu am Kreuz berichtet: „Da riss der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei.“ In der Bedeutung dieses Ereignisses liegt für uns Menschen zugleich Zerstörung und Hoffnung dicht beieinander. Dank dem Sühnetod Christi, den er als Buße und Erlösung für die Sünden der Menschheit auf sich genommen hat, kommt die alte Zeit zum Erliegen, öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf eine hellere Welt, frei von Barrieren, näher bei Gott.
Diese weitere Webarbeit der Ratzeburger Paramentenwerkstatt, entwickelt und geschaffen durch große Kreativität und handwerkliches Geschick, wird nun ab dem 1. Advent unseren Altar zieren und unsere Sinne erfreuen und die Herzen weiten, nicht nur in optischer Hinsicht…
Friederike Miketić