Zugegeben – dieser kurze, italienische Ausruf zum Eingang mag vielleicht etwas überraschend, vielleicht sogar irritierend, wirken – doch ist mir, aus gutem Grund, wie ich finde, schlicht keine bessere Überschrift für dieses An(ge)dacht eingefallen. Denn es bringt das auf den Punkt, was ich mir von dem neuen Jahr in Abgrenzung vom Alten erhoffe, was ich mir wünsche, und wie ich selbst innerlich in das neue Jahr starten möchte – all das steckt für mich, seit Oktober dieses Jahres, in diesem kleinen, italienischen Wort „Buon!“. Ich muss ein wenig ausholen, um das verständlicher machen zu können:
Im Oktober bin ich auf Sardinien im Urlaub gewesen – und bin viel gewandert. Auf einer meiner Wanderungen traf ich dabei auf einen ebenfalls wandernden Italiener, der mich in seiner Landessprache ansprach – und auch einfach weiterredete, nachdem ich ihm auf Englisch zu verstehen gegeben hatte, ich könne gar kein Italienisch. Als er dann aber schließlich die Hand öffnete, verstand ich endlich, was er mir mitzuteilen versuchte: Er hatte auf seinem Weg wilden Spargel gefunden und schien sich so dermaßen darüber zu freuen, dass er diese Freude einfach mit jemandem teilen musste! Mit einem breiten Lächeln sagte er nur „Buon!“ – also „Gut!“.
Obwohl die Ausbeute auf den ersten Blick alles andere als eindrucksvoll aussah, konnte ich angesichts eben dieser Begeisterung einfach nicht anders, als mich mit dieser, mir fremden, Person mitzufreuen – und mit einem freudigen Lächeln ebenfalls „Buon!“ auszurufen. Eine kurze Begegnung mit großer Wirkkraft, die mir in Erinnerung geblieben ist – die mich nachhaltig beschäftigt und mich bis heute freudig stimmt. Mir zeigt das: Auch (oder vielleicht sogar: Gerade) in solchen vermeintlich kleinen Dingen kann Großartiges schlummern, welches Gott uns zukommen lassen und schenken möchte. Und ganz eindrücklich wird mir das bewusst, wenn ich mir vor Augen führe, dass doch auch das Erlösungswerk unseres Herrn im Kleinen, in einer unscheinbaren Krippe in Bethlehem, seinen Anfang genommen hat.
Ich möchte mir also zum Anlass nehmen, mich auf die vermeintlich kleinen Dingen, die mich nun im neuen Jahr erwarten, besonders zu fokussieren – sie nicht von vornherein angesichts scheinbar größerer zu verwerfen, sondern Gott die Chance zu geben, sie in mir und für mich groß werden zu lassen – und von denen ich dann anderen mit einem breiten Lächeln erzählen kann. Gerade so, wie es jener Italiener mit seinem „Buon!“ mir gegenüber getan hat. Und vielleicht wollen Sie dabei ja mitmachen – dann freue ich mich auf die Gespräche, auf geteilte Erinnerungen, in denen das scheinbar Kleine ganz groß wird.
Thimo Beier
Vikar Thimo Beier
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