Den Hut abnehmen

Als ich im September 2011 die Pfarrstelle III in unserer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde antrat, lernte ich eine neue Redewendung kennen, die zumindest ich so bisher nicht kannte: Bei der Festlegung der Zuständigkeiten und Aufgaben sagte meine damals für mich neue neue Kollegin Christa Willwacher-Bahr für einen Bereich der Gemeinde „Hier musst Du den Hut aufhaben!“ – Ich verstand natürlich sofort, was gemeint war: Die Verantwortung übernehmen und haben. In den folgenden Jahren begegnete mir diese Redewendung immer wieder und wurde an mancher Stelle auch meine.
Am 01. Januar 1990 hat Christa Willwacher-Bahr ihren Dienst als Pfarrerin in Detmold angetreten und nach und nach den Hut aufgesetzt. Als junge Pfarrerin unter damals vier männlichen Kollegen ahne ich, dass das einen guten Selbstbehauptungswillen erforderte, um Bestehendes mit der persönlichen Note zu versehen und nach und nach eigene Ideen einzubringen. Über 35 Jahre sind daraus geworden. In dieser Zeit hat die Gemeinde sich immer wieder verändert und ist von Pfrn. Willwacher-Bahr mitgeprägt worden. Bestehende Angebote wurden begleitet und weiterentwickelt, neue Projekte auf den Weg gebracht.
Ungezählte Gottesdienste hat Christa Willwacher-Bahr in dieser Zeit gestaltet – am Sonntagvormittag und immer wieder zu besonderen Anlässen und in unterschiedlichen Formaten. Getauft, konfirmiert, getraut und beerdigt hat sie. Viele Menschen hat Pfrn. Willwacher-Bahr in Freude, Traurigkeit, Krisen und anderen Lebenssituationen auf einem Stück des Weges begleitet. Die Kinder der KiTa Senfkorn, ihre Familien und die Mitarbeitenden hatten ihre kompetente und zugewandte Ansprechpartnerin und manches Mal einfach die Seelsorgerin. Gerade letzteres gilt auch für viele andere Mitarbeitende in der Gemeinde. Der Kirchenvorstand in seiner Zusammensetzung aus jungen und erfahrenen Mitgliedern, die sich engagiert einbringen und miteinander um die richtigen Weichenstellungen für eine tragfähige Zukunft ringen, ist auch auf das Wirken von Pfrn. Willwacher-Bahr zurückzuführen.
Viel mehr müsste hier aufgezählt werden und würde doch unvollständig bleiben.
Als aktuelle Kollegen sagen wir DANKE – für das Aufgezählte, und besonders für das ausnahmslos vertrauensvolle und geschwisterliche Miteinander. Wir konnten miteinander biblische Gedanken bewegen, beten, Gottesdienste feiern, planen und Pläne umsetzen oder auch wieder verwerfen, uns gegenseitig Rat holen oder auch Kritik sagen. Ein Telefonanruf im Kollegenkreis oder eine Email durfte immer mit sehr zeitnaher Antwort bei unserer Kollegin rechnen. Und da ist die weibliche Sichtweise auf Zusammenhänge, das Gespür für Dinge, die man nicht in Worte fassen kann, die uns gut getan haben und die uns fehlen werden.
Liebe Christa, Du darfst den Gemeindehut nun absetzen. Für uns Kollegen war es eine große Freude, mit Dir in der Gemeinde unterwegs zu sein und Kirche in Detmold zu gestalten! Für die Zukunft wünschen wir Dir nun Zeit für vieles, was im Beruf der Pfarrerin oft hintenanstehen muss: Familie, Freundschaften, Zeit um Neues zu probieren und bei alledem Gottes Begleitung.
Wir verabschieden Pfrn. Willwacher-Bahr mit einem festlichen Abendmahlsgottesdienst aus dem Pfarramt am
Sonntag, 29. Juni 2025, um 11:30 Uhr in der Martin-Luther-Kirche.
Im Anschluss an den Gottesdienst laden wir zu einem Empfang mit Imbiss, Musik und der Gelegenheit zur persönlichen Begegnung auf den Kirchplatz neben der Kirche ein. Sicher bringen Sie Ihre eigenen Erinnerungen und Wünsche für die Zukunft mit. Christa Willwacher-Bahr wird sich darüber freuen.
Lars Kirchhof