Nun ja, jetzt bin ich pensioniert und ich hatte mir vorgenommen, mir nichts vorzunehmen und mal abzuwarten, was so mit mir passiert, was auf mich zukommt, ohne meinen Beruf – mindestens ein Jahr lang. Es dauerte nicht einen Monat, da sprach mich Pfarrer Kirchhof nach dem Gottesdienst an, ob ich mich zur Wahl für die Synode stellen wolle. Ne, also eigentlich nicht, denn ich wollte ja eigentlich abwarten, ein Jahr Auszeit. Und dann auch noch die Synode, ein Gremium aus 50 bis 60 Menschen, aus Pfarrerinnen und Pfarrern, aus Nichttheologen und -theologinnen, aus Leuten, die aus ganz unterschiedlichen Berufen und Lebenszusammenhängen kommen, Junge und Ältere, bunt gemischt. Dazu kommen noch die Ausschüsse: Finanzausschuss, Ausschuss für die öffentliche Arbeit, Nominierungsausschuss, die Schulkammer, Theologischer Ausschuss etc., von denen man in einem oder zweien mitarbeiten sollte.
Will ich Gremienarbeit machen? Hatte ich das nicht in meinem Beruf wirklich oft genug gemacht, Tagesordnungen geschrieben, Themen vorbereitet, Sitzungen geleitet, vorgetragen, diskutiert, abgestimmt? Dennoch wollte ich erst einmal wissen, was die Synode macht, bevor ich nein sage. Das lässt sich schnell herausfinden:
Sie leitet die Lippische Landeskirche.
- An der Spitze der Synode steht der Präses als Vorsitzender (z.Zt. Pfarrer Keil; der Präses muss aber nicht Theologe sein).

- Er ist Mitglied des Landeskirchenrates. Diesem gehören neben dem Präses
- der Landessuperintendent (z.Zt. Pfarrer Arends)
- der Theologische Kirchenrat (z.Zt. Pfarrer Warnke)
- der Juristische Kirchenrat (z.Zt. Prof.Dr.Schilberg, ab 2025 Herr Bock)
- und die Beisitzerinnen (z.Zt. Frau Miketić, Frau Koch, Frau Schüring-Pook)

an. Alle werden ganz demokratisch aus der Synode heraus auf Zeit gewählt. Da die Synode nur zweimal im Jahr tagt, im Frühsommer und im Herbst, dann aber auch immer für zwei Tage, hat der Landeskirchenrat in der Zwischenzeit die Leitung der Kirche inne, muss seine Entscheidungen jedoch vor der Synode verantworten.
Ich finde das gut, denn auf der einen Seite ist die Kirche nie „kopflos“, und das heißt, schnell entscheidungsfähig, auf der anderen Seite aber ist und bleibt die Synode oberstes Leitungsgremium. Und die Synode repräsentiert ja die Gemeinden, setzt sich aus den Menschen zusammen, die sich vor Ort für die Kirche einsetzen.
Wenn die Synode nun tagt, erkennt man den Landeskirchenrat daran, dass er vorne mit den Gesichtern zu den Synodalen sitzt. Und dann geht es los: Der Präses eröffnet die Sitzung und nun wird die Tagesordnung abgearbeitet. Und da geht es nicht um „Peanuts“, sondern um die ganz wichtigen Dinge, z.B.
wie die Lippische Landeskirche in der Zukunft aussehen soll. Und das in Zeiten von Mitgliederschwund, immer weniger Geld und damit weniger Menschen, die die Arbeit machen, also z.B. Pfarrerinnen und Pfarrer. Gleichzeitig aber will die Kirche ja weiterhin ihre gute Botschaft vom Reich Gottes den Menschen nahebringen. Da muss überlegt, gesprochen, kontrovers diskutiert und schließlich eine Entscheidung getroffen werden. Demokratie ist mühsam, ja, aber anders geht es nicht!
Ich finde das wichtig! Es geht also um meine Kirche, meine Gemeinde, meinen Ort, in den ich gehöre. Das ist richtig wichtig! Soll ich da mitmachen? Ich habe ja nun Zeit. Und die nächste Synode ist erst im Februar des nächsten Jahres. Und liegt es nicht auf meinem Weg, hier mitzuarbeiten? Vielleicht ist es ja das, worauf ich mir vorgenommen hatte zu warten? Vielleicht werde ich ja auch gar nicht gewählt, wer weiß? Und so viele Termine im Jahr sind es auch nicht.
Kurz und gut: Während des lutherischen Klassentages im September 2022 wurde ich als Synodaler gewählt, bin jetzt Vorsitzender der Schulkammer, Mitglied im Arbeitskreis Konfirmandenunterricht und habe inzwischen vier Synoden besucht. Einige weitere zufällig herausgenommene Themen der Synode will ich hier nennen: Zukunft des Religionsunterrichts, Haushaltsbeschluss, Aufhebung von Pfarrstellen, Prädikanten- und Lektorenordnung, Zwischenbericht zu den Erprobungsräumen, Inselhaus Juist, unsere Kitas.
Hört sich trocken an, ist es aber nicht, denn ich treffe in allen Gremien auf lebendige Menschen, denen es nicht egal ist, was mit unserer Kirche passiert, die sich Gedanken machen, die kontrovers diskutieren, aber zueinander finden, die sich eine Meinung bilden – und die gemeinsam beten und singen. Ich glaube, ich bin da richtig. Ja, es macht mir Freude! Es ist meine Kirche!
Und wer jetzt noch etwas zu unseren Kindertagesstätten, ein Hauptthema der letzten Synode im Juni dieses Jahres, wissen will, der kann hier jetzt gerne weiterlesen.
Ernst Meuß