Für den Gemeindebrief habe ich mich mit dem Landwirt und Gemeindeglied Moritz von Eckardstein getroffen, um über die Erde in ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft zu sprechen. Vor dem Interview hat er mir noch Informationen mit auf den Weg gegeben:
Böden entstehen außerordentlich langsam. Sie sind das Ergebnis eines jahrtausendelangen Zusammenspiels physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse. Das Klima, die Arbeit der Bodenlebewesen und die Nutzung durch den Menschen sind die treibenden Kräfte, wenn aus Gestein langsam Boden wird. Dies braucht vor allem Zeit. Damit ein Zentimeter fruchtbarer Boden sich bildet, vergehen zwischen 100 und 300 Jahren.
Die Landwirtschaft nimmt dabei eine geteilte Rolle ein: sie ist der mit Abstand größte Flächennutzer Deutschlands und weltweit. Etwa die Hälfte unseres Landes wird landwirtschaftlich genutzt (weltweit 38%). Dadurch trägt die Landwirtschaft ein hohes Maß an Verantwortung für den Schutz von Boden, Wasser und Luft sowie Pflanzen und Tieren.
Die Landwirtschaft ist abhängig von intakten Umweltbedingungen, gleichzeitig aber auch Verursacher von Umweltbelastungen und somit Täter und Opfer gleichzeitig. Der Bau von Straßen, Gebäuden und Betrieben führt zur Schrumpfung der Ackerflächen. In Lippe gehen Flächen von der Größe von drei Fußballplätzen jede Woche verloren.
Björn Kruschke: Welche Rolle spielt der Boden in der Landwirtschaft?
Moritz v. Eckardstein: Der Boden in der Landwirtschaft ist für uns Landwirte das Produktionsmittel. Der Boden stellt die Grundlage dar, auf der wir überhaupt produzieren können. Da ist es egal, ob das ein Ackerbaubetrieb ist, ein Grünlandbetrieb oder ein Gemüsebaubetrieb. Wir sind alle auf den Produktionsfaktor Boden angewiesen.
Björn Kruschke: Woraus besteht Boden oder Erde?
Moritz v. Eckardstein: Boden besteht aus verschiedenen Materialarten: Wir haben entweder Sand, Lehm oder Ton. Am besten eine Kombination aus diesen drei Grundstoffen. Und dann ist dazu noch sehr viel Bodenleben drin, was wir teilweise sehen können, wenn wir den Boden umgraben, wie zum Beispiel einem Regenwurm. Bedeutend sind die Kleinstlebewesen, die wir nur im Mikroskop erkennen können und vor allen Dingen auch Pilze, die bei der Bodenzersetzung helfen.
Björn Kruschke: Ist der Boden nur ein Nährstoffträger für Dünger oder für die Mineralstoffe für die Pflanzen? Sind auch die Kleinstlebewesen wichtig für die Landwirtschaft?
Moritz v. Eckardstein: Es ist die Zusammensetzung aus allen Faktoren. Also wenn ich einen entsprechenden Boden habe, kann der eben Nährstoffe, sprich Dünger, besser halten als ein anderer Bodentyp. Das hat etwas mit chemischen Prozessen zu tun, die auch teilweise sehr langfristig stattfinden. Die Kleinstlebewesen unterstützen diese Prozesse, weil sie z.B. Pflanzenreste umwandeln. Ein Regenwurm frisst die Reste des Humus auf und zersetzt sie so, dass daraus Nährstoffe entstehen, die dann wieder hinterher für eine Pflanze verwertbar sind.
Björn Kruschke: Das heißt, die Landwirtschaft wirkt auch darauf hin, den Boden aufzubauen und die Mikrokulturen zu fördern?
Moritz v. Eckardstein: Das ist im Interesse eines Landwirtes, dass er seinen Boden nicht nur abschöpft und jedes Jahr die Produkte runterholt, sondern genauso den Humus und das sonstige Bodenleben weiter kultiviert und versucht, es zu fördern.
Björn Kruschke: Welche Gefahren gibt es für den Boden auf den Feldern oder durch die Benutzung des Bodens?
Moritz v. Eckardstein: Da haben wir die verschiedensten Bereiche: Das fängt als erstes mit einer Übernutzung an, das heißt über Jahre hinweg werden mehr Nährstoffe, Humus etc. dem Boden entzogen als sich wieder neu entwickeln können. Das ist als zweites der Bereich der Bodenerosion. Das heißt also, dass durch Wind oder Wasser der Oberboden, der fruchtbar ist, abgetragen wird. Unter einer Schicht von ungefähr 30cm ist in den meisten Regionen nur toter Boden da. Erosion hat immense Folgen. Die letzte Folge ist der Mensch, der großzügig immerzu neu baut und jedes Jahr immer mehr von dem Boden verwendet und man dann wieder irgendwo anders versucht, eben Ersatzboden zu haben, um die Bevölkerung zu ernähren.
Björn Kruschke: Danke für das Gespräch.