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Gespräch mit Dachdeckermeister Franz-Josef Dauber

Das Dachdeckergebet der Familie Dauber

Ein Kirchendach zu sanieren und mit Schiefer fachgerecht neu einzudecken verlangt Fachleute, die in diesem Bereich Erfahrung haben. Nach einer Ausschreibung im ganzen Bundesgebiet hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Detmold die Dachdeckerfirma Dauber aus Olsberg im Sauerland für diese Arbeiten gewinnen können. Am 1. September 2020 haben die Arbeiten begonnen. 

Um die besonderen Arbeiten an dem Schieferdach einer Kirche zu erklären und sich selbst vorzustellen, gibt der Inhaber Franz-Josef Dauber vor Beginn der Arbeiten Pfarrer Lars Kirchhof ein Interview.

In wenigen Tagen beginnen nun die Sanierungsarbeiten am Dach der Martin-Luther-Kirche. Viele Monate der Planung liegen hinter uns. Im Kirchenvorstand sind wir froh, dass es nun los geht. Vielen Dank, dass Sie im Vorfeld noch ein wenig Zeit für ein Interview finden.

Können Sie, um gleich eine Vorstellung der Sanierungsmaßnahme zu vermitteln, unseren Leserinnen und Lesern erklären, wie der Ablauf der Arbeiten sein wird? Ich weiß, dass Sie heute auch eine Drohne dabei haben.

Nach der guten Vorarbeit durch einen Sachverständigen für Schäden an Gebäuden und Dächern stehen alle Gewerke bereit, der Zeitplan steht fest und die Materialien sind bestellt. 

Durch den Blick von oben auf das Kirchdach mithilfe der Drohne möchte ich mir noch einen letzten Überblick verschaffen über den Zustand des Daches, über die schwierigen engen Stellen, wo sehr kleinteilig zu arbeiten ist und über versteckte Winkel, die man von unten nicht sehen kann.

Dann sind zunächst die Gerüstbauer an der Reihe: Die Baustelle wird durch einen Bauzaun gesichert und an der Kirche wird das Arbeitsgerüst aufgerichtet, auf dem meine Mitarbeiter dann sicher arbeiten können.

Martin-Luther-Kirche aus der Drohnenperspektive

Wird die ganze Kirche eingerüstet?

Zunächst wird die Westseite eingerüstet und auf dieser Seite der Kirche das Dach komplett fertig gestellt. Erst dann folgt die andere Seite. Bei der großen Fläche brauchen wir mehr Zeit und für den Fall von schlechtem Wetter über mehrere Tage steht so nicht die ganze Kirche ohne Dach da.

Wie geht es dann weiter? 

Wir werden auf der Seite, mit der wir beginnen, die alten Schieferplatten entfernen. Im nächsten Schritt prüfen wir die Schalung darunter, ob sie noch in Ordnung ist. Ebenso werden die Dachrinnen geprüft bzw. entfernt. Vor dem Neueindecken wird die Dachpappe angebracht und dann die neuen Schieferplatten befestigt. Als letztes kommt dann eine Fachfirma, die Blitzableiter neu installiert.

Woher kommt der Schiefer?

Der Schiefer kommt aus Spanien. Wir arbeiten mit diesem Schiefer, weil er eine hohe Qualität hat. Im Unterschied zu deutschem Schiefer, der bis zu 10% Kalkgehalt hat, hat der spanische nur etwa 4%. Er ist damit wesentlich langlebiger, da der Kalk sich bei Nässe im Laufe der Jahre zersetzt. Man kann das daran erkennen, dass Gebäude, die mit deutschem Schiefer gedeckt sind, relativ schnell grau werden.

Und die Faktoren Nachhaltigkeit und Kosten?

Auch da liegen wir bei dem spanischen Schiefer besser. Er wird im Tagebau abgebaut. In Deutschland wird Schiefer unter Tage abgebaut, was natürlich kosten- und energieintensiver ist.

Wie wird der Schiefer auf dem Dach befestigt?

Der Schiefer wird auf dem Kirchdach in einer sogenannten „Schuppenschablonendeckung“ gelegt. Alle Schieferplatten sind gleich groß und überlappen sich wie die Schuppen bei einem Fisch. Es sieht also hinterher sehr gleichmäßig und geordnet auf dem Dach aus. Die vorgebohrten Schieferplatten werden mit Edelstahlnägeln befestigt. Früher hat man – wahrscheinlich auch bei der aktuellen Deckung – mit einfachen Metallnägeln oder auch mit verzinkten Nägeln gearbeitet. Aber die sind irgendwann durchgerostet und halten dann nicht mehr.

Wie arbeiten Sie an den anfangs erwähnten engen Stellen – an den Gauben der Fenster und an den Kehlen?

An diesen Stellen wird jede Schieferplatte einzeln mit einem Hammer auf die passende Größe gebracht und dann werden sie ganz eng überlappend befestigt.

Was ist das Besondere bei der Arbeit an einem Kirchdach im Unterschied zu einem normalen Wohnhaus?

Technisch ist es kein wesentlicher Unterschied. Aber es erfordert mehr Organisation. Für eine größere Dachfläche wie bei einer Kirche muss entsprechend mehr Material da sein. Das war gerade in den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung. In der Regel ist das Dach einer Kirche außerdem steiler. Das bedeutet, dass man noch stärker auf die Sicherheit für die Mitarbeiter auf dem Dach achten muss. Sie sollten auf jeden Fall schwindelfrei sein.

Das alles klingt schon jetzt hoch spannend, bevor die eigentlichen Arbeiten begonnen haben. 

Erzählen Sie uns noch, wie Sie zu diesem Beruf gekommen sind?

Lachend: Von heute auf morgen! – Als Jugendlicher musste ich mich entscheiden, ob ich das machen will. Mein Vater verstarb früh, als ich 15 Jahre alt war, und da musste die Entscheidung fallen, ob ich das Unternehmen einmal weiterführen will. Während ich zunächst die Schule beendet habe und meine Ausbildung zum Dachdeckermeister gemacht habe, hat meine Mutter das Unternehmen weiter geführt. 1986 habe ich dann die Unternehmensführung übernommen. Das Unternehmen gibt es aber schon viel länger. 1583 wurde bereits der erste Dachdecker der Familie in der Marburger Kämmereirechnung als Steindecker erwähnt. Seit 1730 sind wir in Olsberg-Bigge ansässig. Im Kirchenbuch taucht dort Hermann Adolfus Dauber als „Marburgensis“  auf.

Seit 1986 führen Sie also die Arbeit Ihrer Vorfahren fort?

Ja, wobei sich die Arbeit schon geändert hat. Ich wollte nicht einfach weiter die Dachdeckerarbeiten meiner Vorgänger fortführen, sondern etwas Besonderes machen. Und so erfolgte nach und nach die Spezialisierung auf Schieferarbeiten an Dach und Fassaden. 

Vielen Dank für das Gespräch. Man merkt Ihnen die Leidenschaft und die Freude für Ihren Beruf wirklich an. Dann kann es jetzt losgehen mit der Arbeit auf dem Dach unserer Martin-Luther-Kirche. Gibt es eigentlich einen speziellen Gruß oder Wunsch bei den Dachdeckern?

„Hoch die Dachdeckerkunst.“ Dies steht sogar auf dem Koppelschloss der Zunfthosen, da der Spruch aus der Zeit der Zünfte stammt. Es gibt auch noch ein kleines Gebet des Dachdeckers, dieses hat mein Vater von einem hiesigen Bildhauer in eine Schieferplatte arbeiten lassen. Diese hängt bei uns im Hausflur.

Noch einmal Danke – Hoch die Dachdeckerkunst auf dem Dach der Martin-Luther-Kirche.

Lars Kirchhof

Interessieren Sie sich für eine Erinnerung an Ihre Martin-Luther-Kirche? – Wir versuchen, einige heile Dachschindeln zu retten. Gegen eine Spende als Beitrag zur Sanierung des Daches bieten wir sie ab Oktober am Ausgang der Gottesdienste an.

Wichtige Besprechung vor Beginn der Sanierungsarbeiten – in Coronazeiten natürlich mit Abstand.
v.l.: Oliver Gartemann (Gerüstbau Siemens), Dachdeckermeister Franz-Josef Dauber, Dipl.-Ing. Reiner Meier

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