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Befreit durch Gottes Gnade

…so lautete das Motto der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Windhoek, Namibia und ich war dabei! Hier folgt die Geschichte dahinter:

Es muss 2012 gewesen sein, als mich Christa Willwacher-Bahr ansprach und fragte, ob ich nicht Lust hätte, nach vielen Jahren in der Gemeinde-/Jugendarbeit in die Kirchenpolitik einzusteigen. Unter dem etwas sperrigen Titel „Delegierter der lippischen Landeskirche im Jugendausschuss des Deutschen Nationalkomitees im Lutherischen Weltbund“ konnte ich mir erst mal wenig vorstellen, also führte mich mein erster Kontakt mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) ins Internet.

Inzwischen ist www.lutheranworld.org wirklich einen Besuch wert, denn heute verbirgt sich dahinter ein informativer und aktueller Internetauftritt. 2012 war dies jedoch noch ganz anders, so dass ich vor meinem ersten Treffen mit Andreas Lange relativ wenig über den LWB und noch weniger über den Jugendausschuss des deutschen Nationalkomitees wusste. Aus dem Gespräch ergaben sich dann aber ein paar Eckdaten: Zwei Treffen im Jahr, bei denen hauptsächlich Themen zu Jugend und Kirche diskutiert werden, immer in einer anderen deutschen Landeskirche, und 2017 sollte die große Vollversammlung in Windhoek, Namibia stattfinden. Ich sagte zu und traf mich vor meiner ersten Jugendausschusssitzung mit Oliver Schuegraf vom Deutschen Nationalkomitee, der mir genauere Informationen zum Jugendausschuss, zum Deutschen Nationalkomitee und zum Lutherischen Weltbund geben konnte.

Kurz zusammenfasst dazu folgende Eckdaten:

Viele lutherische Kirchen weltweit sind im LWB Mitglied, treffen dort gemeinsame Entscheidungen und bestimmen gemeinsame Ausrichtungen zu verschiedenen politischen, theologischen und organisatorischen Fragen.

Die 11 deutschen Kirchen im LWB sind zudem im Deutschen Nationalkomitee organisiert.

Dieses Nationalkomitee hat einen Jugendausschuss, in dem Delegierte unter 30 Jahren die Interessen der Jugend in den deutschen Kirchen vertreten.

Alle Kirchen senden Abgeordnete zur alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlung des LWB, welche vom 10. – 17. Mai 2017 in Windhoek, Namibia stattfand.

Von diesen ersten Treffen bis zur Vollversammlung in Windhoek im Mai dieses Jahres war es für mich ein Weg durch viele deutsche Städte mit vielen interessanten Menschen, vielen spannenden und manchmal auch kontroversen Diskussionen und vielem anderen, das politische Arbeit mit sich bringt. Trotz allem vergingen die fünf Jahre zwischen meiner ersten Sitzung im Oktober 2012 in Goslar und der Vollversammlung im Mai in Windhoek wie im Flug.

Im Jahr 2017 fanden zusätzlich zu den Jugendausschusssitzungen noch einige Vorbereitungstreffen mit dem gesamten Deutschen Nationalkomitee statt, in dem die Teilnehmer auf die Vollversammlung vorbereitet wurden. Am 2. Mai 2017 war es dann soweit: Gemeinsam mit einem Jugenddelegierten aus Kiel saß ich im Flugzeug nach Namibia, eine Woche vor dem eigentlichen Versammlungsbeginn, weil ich noch an der Jugendvorversammlung in Ondangwa (nördliches Namibia, ca. 8 Stunden Busfahrt von Windhoek entfernt) teilnahm.

Ankunft in Namibia

Am Flughafen in Windhoek wurden wir von Freiwilligen der lokalen Kirchen sehr freundlich in Empfang genommen, man half uns mit unseren Koffern und unterhielt sich nett. In der nächsten Woche stand ein straffes Tagungsprogramm auf dem Plan, welches sich besonders um die Vorbereitung auf Formalia während der Hauptversammlung und auf die Themenfindung der Jugend für die nächsten Jahre konzentrierte.

Dazu kamen jeweils drei Andachten/Gebete am Tag und einige Aktivitäten in Ondangwa selbst. Aus den Diskussionsrunden entstanden die Jugendschwerpunkte: Gerechtigkeit, Belebung der Kirchen und Bildung. Diese Themen wollten wir versuchen, in die Vollversammlung einzubringen und diese Themen sollen unser Handeln in den nächsten Jahren leiten. Neben den „formalen“ Aktivitäten lernten wir uns bei der „Cultural Night“ besser kennen. Mir persönlich ist zudem der Besuch eines Kinderkrankenhauses in Erinnerung geblieben, in dem wir vorher gesammelte warme Kleidung an die Kinder verteilten und uns mit den Krankenschwestern unterhielten. Auch wenn ich meinte zu wissen, was mich erwartete, war ich schockiert von den Verhältnissen vor Ort und beeindruckt von der Freundlichkeit und Dankbarkeit der Mütter und der Energie der Mitarbeiter. Ein weiteres prägendes Ereignis für mich war der Gottesdienstbesuch am Sonntagmorgen: Die Kirche war nicht nur bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, zudem standen Gläubige außerhalb der Kirche am Fenster und folgten dort dem Gottesdienst. Während des Gottesdienstes wurden 14 Kinder getauft, keine besonders hohe Zahl, wie mein Nachbar mir erzählte. Der sehr lebhafte Gottesdienst dauerte ganze 4 Stunden und wurde von viel Musik und zwei Chören begleitet.

Am Ende der Jugendvorversammlung stand die Rückfahrt nach Windhoek auf dem Programm, durch den Etosha Nationalpark ging es ca. 15 Stunden mit dem Bus in die Hauptstadt zurück. Am nächsten Tag ließen wir uns für die Vollversammlung und den Staatsempfang registrieren. Dieser war neben dem feierlichen Eröffnungsgottesdienst in verschiedenen Sprachen und mit viel Musik und Tänzen ein ganz besonderes Erlebnis. Auch wenn mir die formale und etwas steife Atmosphäre etwas fremd war, werde ich mich vermutlich mein ganzes Leben lang an ein Essen mit dem namibischen Staatspräsidenten erinnern.

Die Vollversammlung beginnt

 

Während unserer Zeit im Tagungshotel waren die Tage geprägt von Plenumssitzungen zu verschiedenen Themen. Diese betrafen sowohl „realpolitische“ Themen, als auch LWB-interne Themen, wie zum Beispiel die Finanzplanung. Ausgiebigere Diskussionen fanden in den „Dorfgruppen“ statt. Diese Gruppen bestanden aus ca. 30 – 35 Personen verschiedenen Ursprungs, jeden Alters mit oder ohne theologischen Hintergrund. Man gelangte hier nicht immer auf einen Nenner, zu groß waren ideologische und kulturelle Unterschiede. Die Diskussionen in Dorfgruppen und anderen Settings waren für mich besonders lehrreich, weil ich gelernt habe, respektvoll und dennoch konsequent eine Meinung zu vertreten, auch wenn diese nicht mit den Idealen meines Gegenübers übereinstimmt.

Festgottesdienst im Katatura-Stadion

Highlight der gesamten Jahreshauptversammlung war ein großer Festgottesdienst im Fußballstadion von Katatura, dem Armenviertel von Windhoek. Ich muss zugeben, angetan war ich von der Idee nicht, bei über 35 Grad, praller Sonne und unter freiem Himmel an einem vierstündigen Gottesdienst teilzunehmen.

Dieses Gefühl legte sich auch dann nicht, als ich sah, dass Geistliche, Politiker und wir Delegierte Plätze unter einem schattenspendenden Zelt hatten, während die Einheimischen auf den Tribünen saßen. Mir widerstrebte der Gedanke, dass ältere Leute und Kinder in der Sonne saßen, während wir jungen im Schatten saßen, vielen anderen Jugendlichen ging es ähnlich. Wir beschlossen also, unsere Plätze an ältere Menschen in unserer Umgebung abzugeben. Doch wir scheiterten, denn für die Namibier war es vollkommen normal, verständlich und keinesfalls ungerecht, dass diese Aufteilung Bestand hatte. Sie lehnten die angebotenen Plätze ab. Sie blieben bis zum Ende nach weit über 4 Stunden auf ihren Plätzen, sangen, applaudierten und freuten sich über den Gottesdienst und die prominenten Besucher aus der ganzen Welt, die anlässlich des Reformationsjubiläums angereist waren.

Noch heute denke ich oft an diesen Tag und erst nach meinem Aufenthalt habe ich begriffen, was wir alle miterleben durften: ein Ereignis, das die Geschichte unseres Glaubens feierte, ein Ereignis, das in die Geschichte eingehen wird und ein Ereignis, das nicht der Abschluss einer 500 Jahre dauernden Tradition ist, sondern nur ein Meilenstein auf einem lange andauernden Weg.

Marcus Heumann

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